Inzwischen ist es schon so etwas wie eine Tradition, dass zu Beginn der großen Ferien ein Kurztrip in die Alpen ansteht. In diesem Jahr war der Start- und Zielort des Ötztaler Radmarathons, Sölden, die Basis für epische Bergauffahrten.
Nach einigen kurzfristigen Problemen und deren Lösung vor der morgendlichen Abfahrt ging es mit zwei PKW nach Bichlbach (zwischen Reutte und dem Fernpass), wo zwei Radler, die sich die Anfahrt von zu Hause aus in zwei Etappen auf dem Rennrad vorgenommen hatten, zur Gruppe stießen. Ab hier fuhr nun ein fünfköpfiges Peloton über den Namloser Sattel und das Hahntennjoch nach Imst. Diese Strecke ist zwar recht fordernd (vor allem, wenn man schon 400 km Anfahrt in den Beinen hat), aber deutlich verkehrsärmer und schöner als die Fernpassstraße, und dies trotzdem auf durchweg sehr gutem Asphalt.
Nach dem Bezug des großzügigen und gut ausgestatteten Appartments „Lunaris“ und einem gemütlichen ersten Abend stand am nächsten Tag ein echter Brocken auf dem Programm: Die Söldener Gletscherstraße zum Rettenbach- und Tiefenbachferner auf ca. 2800 m Höhe. Warum jemand auf die Idee kam, zum großen Parkplatz an der Liftstation am Rettenbachferner noch einen kleinen, höher gelegenen samt asphaltierter Straße zu bauen, nur um zu behaupten, dass dies der höchstgelegene asphaltierte Punkt der Alpen sei? Jedenfalls zeigten die Garmins nur 4 km weiter am Ausgang des Rosi-Mittermaier-Tunnels ein paar Höhenmeter mehr an. Und dann gibt es ja noch den Pico de Veleta in Andalusien……
Wer diese Tortur auf sich nimmt und eine Ötztal-Summercard bekommen hat, sollte in jedem Fall noch mit einer der beiden Seilbahnen auf 3250 m Höhe hochfahren und eines der spektakulärsten Alpenpanoramen bewundern. Nach einer rasanten Abfahrt gestaltete sich die Weiterfahrt ins fast schon kitschig-schöne Venter Tal dann beinahe gemütlich.
Der nächste Tag stand im Zeichen des Timmelsjochs. Unter einem dramatischen, wolkenverhangenen Himmel überquerten wir den Pass von der Nordseite, stärkten uns nahe Moos in einem italienischen Restaurant und ließen beim Anstieg über die Südseite dann ein wenig Ötztaler-Feeling aufkommen, denn dies ist ja die letzte Herausforderung des legendären Radmarathons.
Tag Vier sollte die letzte Strecke und einige Überraschungen bereithalten. Einige kannten die Abfahrt nach Oetz und den Anstieg zum Kühtai bereits. Aber mit den Höhenmetern der vergangenen Tage in den Beinen fühlte es sich deutlich anstrengender an als zu Beginn des Ötztaler Radmarathons. Die legendäre Abfahrt nach Sellrain war leider durch längere Baustellenabschnitte getrübt, dennoch lag die erreichte Höchstgeschwindigkeit bei 102 km/h. Die vielen Splittsteinchen setzten unseren Reifen allerdings ordentlich zu und wir mussten während der Weiterfahrt mehrere Pannen beheben. Wer die Idee hatte, nicht auf direktem Weg zurück ins Ötztal zu fahren, sondern über Haimingerberg und den Silzer Sattel wieder in Richtung Kühtai zu fahren, muss eine masochistische Ader haben. Was für eine Rampe! 10 km ohne flachen Abschnitt, gefühlt immer zwischen 13 und 15% Steigung.
Nach 160 km und ca 3000 hm bei bestem Sommerwetter war dann die letzte Tortur auch vollbracht.