Ziemlich genau drei Jahre nach unserem letzten Radaufenthalt auf der Deutschen liebster Insel machte sich eine sehr gemischte Gruppe aus Erst- und Wiederholungstätern, fitten und weniger fitten, größeren und kleineren, älteren und jüngeren, männlichen und weiblichen Rennrad-Maniacs aus den Reihen der RSG auf den Weg nach Söllingen und von dort per Flugzeug nach Palma. Die 19 Teilnehmer bedeuteten einen vorläufigen Rekord (zum Vergleich: die erste Faschingsreise dieser Art fand vor acht Jahren mit sechs Teilnehmern statt, im vergagenen Winter waren es 12). Wer allerdings die Flucht aus dem heimischen Faschingstrubel als Hauptmotivation hatte, wurde enttäuscht: Sowohl beim „Einrollen“ am Ankuftstag an der Playa de Palma als auch in Alcudia am zweiten Tag gab es Umzüge, die denen zu Hause sehr ähnlich waren: Motivwagen, laute Musik, Konfetti und Luftschlangen.
Leider war das Wetter während der Faschingstage in Rastatt besser als im Süden, so dass mancher Familienchat geblockt wurde, weil das dann doch niemand so genau wissen wollte 😉

Trotzdem ließ sich kaum jemand davon abhalten täglich im Sattel zu sitzen. Die große Teilnehmerzahl war insofern ein Vorteil, dass sich an jedem Tag zu jedem Vorhaben einige zu einer passenden Gruppe zusammenschließen konnten – die Viel-bzw. Allesfahrer durften sich über 200 km austoben, während die „Bummler“ es auch mal mit 70 km gut sein ließen.
Insgesamt standen trotz der eher bescheidenen Wetterumstände viele Highlights auf der „Erledigt“-Liste: die Südanfahrt nach Randa, die Ermita Bonany, das kleine und große Wellblech, das Orangental, die Victoria-Halbinsel, das Cap Formentor, der Cami Vell de Campanet, die Auffahrt von Caimari zur Tankstelle, Sa Calobra, die Ermita Magdalena, die Ermita de Betlem usw…. Höhepunkte waren auch die Begegnungen mit Pascal Ackermann und Rik Zabel, die beide einen sympathischen Eindruck machten.
Wie eigentlich immer in Spanien muss man die Rahmenbedingungen loben. Nirgendwo sonst gibt es eine so perfekte Infrastruktur mit Transfer, Autoverleih, Radverleih, guten Hotels mit sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis und mehr als passablem Essen. Dazu kommt die Freundlichkeit der Leute und die doch recht rücksichtsvolle Fahrweise der mallorquinischen Autofahrer.
In unserem Hotel in Puerto Alcudia, das nur eines von vielen mit radspezifischen Winterangeboten war, gab es zum Beispiel kostenfrei einen abgeschlossenen Radkeller, eine komplett ausgestattete Werkstatt zur Selbstbedienung, einen Wäscheservice, der die Radkleidung abends wieder sauber aufs Zimmer brachte und…. und…. und..

Außer Radsport gab es auch diverse Gelegenheiten es sich anderweitig gut gehen zu lassen. Diesbezüglicher Höhepunkt dürfte die Übernahme des nahe gelegenen englischen Pubs am letzten Abend gewesen sein, in dem mangels anderer Gäste und vermutlich auch bedingt durch den eigenen Alkoholkonsum der Wirt Dave den Zapfhahn geübten Radsportlern überließ, die in den Geburtstag eines Kollegen hineinfeierten.
Nicht nur aus diesem Grund verlief die am folgenden Morgen unumgängliche Überführungsfahrt nach Can Pastilla eher unlustig. Es regnete Bindfäden und die ausgewählten Wirtschaftswege, die an einem schönen Tag traumhaft zu fahren gewesen wären, standen unter Wasser. Zum Glück blieben alle im Sattel, wenn auch nicht ganz ohne Blessuren: Nach der Heimkehr beklagten sich einige über heftigen Juckreiz und Ausschläge, die vermutlich durch die im Spitzwasser aufgewirbelten Härchen der vielen Prozessionsspinnerraupen verursacht wurden. Dies als Warnung an alle, die dort im Regen fahren, wo es diese Viecher gibt.
