Auf die Frage, welches die höchste mit dem Rennrad befahrbare Straße Europas liegt, antworten passionierte Radsportler normalerweise mit „Söldener Gletscherstraße zum Rettenbachferner“ oder „Cime de la Bonnete“, vielleicht noch „Col d´Iseran“ oder „Stilfser Joch“, aber nicht jeder kennt den Pico de Veleta nahe Granada in Andalusien. Der Gipfel liegt nach 55 km bergauf auf 3384 Metern (2900 hm ab Granada) , allerdings würde ich nach meiner Auffahrt im Rahmen eines Kurztrips die im Netz kursierenden Beschreibungen gerne etwas relativieren.
Ganz klar ist der Aufstieg zum Veleta ein Erlebnis. Grandiose Ausblicke, wenig bis kein Verkehr, Temperaturunterschied von 37 Grad in Granada zu 5 Grad am Gipfel (man muss natürlich nicht wie ich um 11 Uhr in der Mittagshitze losfahren, aber der Abend war lang, das Bett bequem und das Frühstück ganz ordentlich).
Allerdings sind die letzen Kilometer definitiv nicht asphaltiert. Ab der Schranke, die den Autoverkehr ab ca. 2600 hm beendet, geht es in vielen Serpentinen weiter hoch zum Gipfel. Ab ca. 2750 hm liegt fast nur noch Schotter, der zunehmend tiefer wird. Es wird immer kälter, man fährt durch ordentliche Schneefelder, der Wind wird stärker, der Handy-Empfang streikt. 1 km vor dem Gipfel ist der Schotter faustgroß, der Wind weht einem fast das Rad aus der Hand. Hier will man keinen Platten haben! Mit Radschuhen ist es fast nicht möglich, weiter zum Gipfel zu marschieren. Nach Anlegen sämtlicher Kleidung trat ich den Rückweg an, der ab der Schranke ein echter Genuss war. Klasse Asphalt, knapp 50 km Abfahrt, in jeder Kurve wurde es wärmer und Finger und Zehen wachten wieder auf.
Außer dem Pico de Veleta gibt es in der Region ein Highlight nach dem anderen, z.B. den Parque El Torcal bei Antequera und die Garganta del Choro. Wiederholung garantiert!