Wie in den vergangenen Jahren fand sich eine bunte Truppe, die sich größtenteils aus den „Dienstagsfahrern“ rekrutierte, zusammen, um die ersten Trainingskilometer in kurzen Hosen unter südlicher Sonne abzuspulen. Leider musste krankheitsbedingt die Präsidentensuite dieses Mal storniert werden. Da die Gruppe sich im Vergleich zu den letzten Jahren auf neun Teilnehmer vergrößert hatte, kam als Mietwagen der bewährte Siebensitzer und das damit verbundene Gemeinschaftserlebnis nicht in Frage, das wäre selbst uns mit dem kleinen Handgepäck zu eng geworden ;-). Vom Flughafen Alicante ging es bei einsetzender Dämmerung in einem VW Caddy und einem Peugeot Rifter in Richtung Unterkunft in El Campello. Dort durften wir gleich zum Abendessen durchmarschieren; wie es sich für Touristen aus dem nasskalten Deutschland gehört, nahmen wir dieses als einzige Gäste im Freien ein und freuten uns über den – aus unserer Sicht – lauen Abend und die zahlreichen Freigetränke, die die nette Kellnerin unerwartet und oft anschleppte. Mit ihr mussten wir uns gut stellen, das war klar!
Die Zimmer bzw. Appartements entsprachen unseren Erwartungen und boten vom Balkon aus eine traumhafte Sicht auf´s Meer.
Am nächsten Morgen stand nach dem Frühstück die Abholung der reservierten Räder an. José von Ochoa Bikes hatte die Merida-Carbonware bereits mit Namensschildern und passenden Pedalen versehen in Reih´ und Glied vor dem Laden postiert, so dass wir die letzten Formalien schnell klären und auf die Strecke gehen konnten. Sobald wir die Küstenregion verlassen hatten, ging es auf gut asphaltierten, fast verkehrsfreien Straßen ins gebirgige Hinterland, das sich bis 1500 Meter Höhe erhebt. Ziel war der „Balcon de Alicante“ auf dem Bergrücken El Maigmo, den wir wegen Baumfällarbeiten leider nicht ganz erreichen konnten. Nach einer langen Abfahrt auf einem Radweg direkt an der Autobahn entlang landeten wir an der Hafenpromenade in Alicante und fuhren an der Küste zurück nach El Campello.
Da uns eine Steinbacher Gruppe, die bereits vor einiger Zeit in derselben Unterkunft war, vorab mit Informationen versorgt hatte, rechneten wir damit, dass das Abendessen nicht immer ausreichend für unsere ausgezehrten Radlerkörper sein würde und kauften vorsorglich Brot, Serrano, Manchego-Käse usw. zum Vespern ein (ein paar Zielbierchen waren auch dabei). Das stellte sich als völlig unnötig heraus, da wir jeden Abend gut und reichlich mit Essen und vor allem Freigetränken versorgt wurden. Vielleicht sind die Steinbacher auch einfach hungriger als wir….
Am zweiten Tag stand die „Königsetappe“ auf dem Programm. Um die Strecke zum Col de Rates und ins Hinterland von Calpe nicht zu lang werden zu lassen, fuhren wir mit den Rädern in der Tram nach Benidorm (angeblich der Ort mit der höchsten Hochhausdichte Europas). Der Col de Rates ist ein Anziehungspunkt für alle Rennradfahrer der Region – zumal sich Calpe seit einigen Jahren zu einem beliebten Standort für winterliche Trainingslager auch für viele Profis entwickelt hat. Thomas de Gendt z.B. wurde in weiblicher Begleitung gesichtet. Oben am Col steht als Beleg für den Radlerrummel der südlichste Stoppomat der Zeitschrift „Tour“. Am Ende des Tages waren es 133 km und über 2000 hm bei schönstem Sonnenschein in toller Landschaft.
Am Tag Drei wollte wir eine Vuelta-Strecke zu den Antennas de Aitana genießen . zumindest abschnittsweise. Denn der letzte Streckenabschnitt zu den militärisch genutzten Sendemasten in 1300 m Höhe liegt auf einem abgesperrten Gebiet, das nur dann für Radfahrer geöffnet wird, wenn die Profis auf die entsprechende Etappe gehen. Für uns war der Port de Tudons der höchst Punkt. Eine besonderes Erlebnis wartete auf der Abfahrt auf uns: Ein ausgewachsener Tiger, der uns gelangweilt hinterherschaute. Er gehörte zum Safari Park Aitana und war vermutlich noch satt, da ja immer wieder Radler vorbeikommen.
Der letzte Tag wollte bis zum Abflug am Abend auch noch einmal genutzt werden. Die Beine waren zwar merklich schwerer, aber bis zur Abgabe der Räder um 15 Uhr mussten sie nochmal ran. Insgesamt wurden es an den vier Tagen um die 450 km und zwischen 6000 und 7000 hm.
Die Bediensteten der „Pueblo Acantilado Suites“ waren so freundlich uns bis zum frühen Abend eine der drei Wohnungen zum Duschen und Zusammenpacken zu überlassen, was mit neun Leuten und den ganzen ungenutzten Vorräten im Kühlschrank eine angenehm entspannte Aufbruchstimmung erzeugte….